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  • AutorenbildPetitePièceD'Or

Am ersten Tag tat's noch weh

Danke!

Danke, dass es endlich ausgesprochen ist und danke, dass es genau jetzt war.

In einer Zeit in der man sich nicht einfach ablenken kann, nicht einfach in die nächste Kneipe gehen kann, nicht einfach Freunde treffen kann,

in einer Zeit, in der man auch mal mit schmerzhaften Gefühlen und vielleicht sogar mit einem gebrochenen Herzen zu Hause sitzt und lernen muss, damit einfach mal umzugehen.

'In einer Freundschaft bin ich in mancher Hinsicht viel strenger.', hab ich dir in einer Flut aus verletztem Stolz und verletzten Gefühle an den Kopf geworfen.

'In einer Freundschaft strenger.', - was für ein Blödsinn!

Der Großteil meiner Freunde besteht aus Menschen, die ich selten bis kaum höre, die ich manchmal jahrelang nicht sehe, also was sollte dieser Satz?

Heute, nachdem ich den ganzen Tag mit immer wiederkehrenden Heulattacken verbracht habe, liege ich im Bett und mir wird auf einmal etwas klar:

Als wir uns kennengelernt haben, warst du unerreichbar, das änderte sich recht schnell,

dennoch war mir damals schon klar, dass du Charaktereigenschaften hast,

die ich nicht verstehe, mit denen ich nicht umgehen kann und auch nicht umgehen will.

Trotzdem trafen wir uns immer öfter und ich muss gestehen, ich fing an dich dennoch zu mögen, sehr sogar.

Als du mir dann zum wiederholten Male erzählt hast, dass du in Beziehungen immer 'reingerutscht' oder gar 'reingezwungen' wurdest, war mir sofort klar, dass du dieses 'machtlose' Gefühl bei mir niemals haben sollst.

Genau da fing mein Fehler an.

Ich wollte dieses 'Was-auch-immer' entspannt halten und verspannte dabei zunehmend.

War ich genervt von deinem Verhalten, habe ich nichts gesagt.

-Will dich schließlich nicht verändern!-

Ich fing an mir unser 'Was-auch-immer' schönzureden,

erfand zwischenmenschliche Beziehungsmodelle, die bestimmt für uns beide funktionieren,

fing an deine Absagen zu rechtfertigen,

nicht selten redete ich mir ein, dass immer etwas dazwischenkommen kann,

dass dieser ganze 'Disney-Hollywood-Kram', der einem einredet, dass er immer Zeit für dich findet, wenn er dich will, total veralteter und längst überholter Bullshit ist,

fing an dich mit mir zu vergleichen, denn ich melde mich schließlich auch nicht immer zurück -was ich jedoch von dir und durch dich gelernt habe-,

ich fing an mir einzureden, dass so ein 'Was-auch-immer' auf Distanz erstmal voll easy ist: ohne Verpflichtung, ohne Verantwortung und ohne eine Definition dessen, was da eigentlich ist.

Leider verlor ich über dieses ganze Schönreden, die Mühe, dich nicht in eine Ecke zu drängen, meine Ziele, meine Vorstellungen und meine Werte aus den Augen.

Mit all diesen Ãœberlegungen nachts, durch Corona an meine Wohnung gebunden, entfernt von meinen Freunden, wurde mir klar, dass ich bei meinen Freunden keinesfalls strenger bin. Warum sollte ich auch?

Bei ihnen muss ich keine Angst haben,

sie zu verschrecken,

sie einzuengen

oder zu fordernd zu sein,

denn egal wie lange ich sie nicht sehe, sie nicht höre, weiß ich doch immer

woran ich bin

und genau das

wusste ich bei dir zu keiner Sekunde,

egal, ob wir uns gesehen, gehört oder ausgewichen sind.

Ich glaube das ist der Grund, weshalb du für mich,

damals wie heute,

als Freund einfach nicht in Frage kommst.

Danke trotzdem für den Versuch.



'Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.' -Marie von Ebner-Eschenbach-

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